HIGH END
TURNTABLES
and
VACUUM TUBES
AMPLIFIERS

"La Nouvelle Platine"

 

In this record deck, the turntable is identical to the "Platine Verdier" but rotates silently resting on an oil bath. This system was achieved after some long research thanks to a very simple means. A pump continuously maintains the oil pressure at the top of the axle.

A pump ? Not so simple, damned complicated you would think ! Well of course the first approach is terrifying, but all things considered, the result has been obtained thanks to the "slice of bread principle". 

At breakfast, when you butter your toast, if the butter is at the right temperature, your knife lays the butter on the toast, gliding voluptuously without ever touvhing the bread. In a similar way, at the top of the axis of the "new turntable", two blades making a 120 degree angle, spread the oil on the superior stop, maintaining a thick lubricating bath on which the whole weight of the turntable can rest. Which results in a totally rumble free turntable. 

I hope you are now convinced that the principle of my pump is very simple...well nearly, because the manufacturing of the parts requires a diabolic precision impossible to reach without the digitally controlled tools we have today.

J.C. Verdier

 

 

 

Well, I think that you have understood the functioning of the Verdier Turntable :
A very heavy plate of 16 kg which turns floating on a magnetic field don't produce any "Rumbling" noise .
This quality uneasy to obtain with a heavy plate is the "trademark" of my turntable.
Nevertheless, that technology is very expensive and we thought for a long time about the realization of an other turntable which would conserve the same quality but less expensive.
And that's the way the "New turntable" was born.

J.C. Verdier

 

 

From Image Hifi - Nummen 18 - November/Dezember 97

Wir haben das zweifelhafte Vergnügen, in einer schnellebigen Zeit zu existieren, deren Dogmen - "Zeit ist Geld", "Leistung ist Arbeit pro Zeit", oder: "Was stört mich mein Geschwätz von gestern" - bereits zu einer spürbaren Abnahme von Lebensqualität geführt haben. Zu dem, was uns wie besessen umtreibt, zählt - neben einer Menge anderer Dinge - auch die ungeheure Produkt- und damit Konsumvielfalt, aus deren Erlös wiederum neue Produkte kreiert werden. Die Anschaffung von gestern ist dabei der Müll von morgen - ein Lied, das beileibe nicht mehr nur leidgeprüfte Computerbenutzer zu singen wissen, sondern alle, die an dem ungeheuren Warenvernichtungsfeldzug zähneknirschend teilhaben. Wie sehr kurzlebige Produkte und das Preisdumping bereits an den Lebensgrundlagen nagen, stellt jeder fest, der aus dem Spiralsturz nicht nur Umsatz, sondern echte Wertschöpfung herauszurechnen versucht. Daß die Ware vor diesem Hintergrund "besser" geworden sein soll, ist allerdings ein werbeinduziertes Märchen der elektronischen Neuzeit. 20 Mark, um degenerativ-diabolisch grinsend das Tamagotchi ins jenseitige RAM zu befördern, 299 Mark, um die Plastikglotze wieder mit miesen Videos füttern zu dürfen, 19 Mark fürs Handygeschwafel, 198 Mark für eine Box, vor deren Anschluß jeder Soundkarte grausen würde.Gerade die UE-Branche zelebrierte mit Produkt-"Zyklen" von bestenfalls zwölf Monaten eine komplizierte Art von Selbstmord, letztlich manifestiert durch totale Verweigerung seitens der frustrierten Abnehmer, die schwarz eingedoste Eintagsfliegen, begleitet von unvernständlichen Manuals, schon aus finanziellen Gründen einfach nicht mehr akzeptieren. Was Wunder, wenn da hochkarätige, teure Unterhaltungselektronik namens High-End plötzlich in aller Munde ist, darf man sich hier doch zumindest ein paar Jahre lang beruhigt zurücklehnen. "Kauf lieber was Teureres", sagte die Oma, "wir haben nämlich kein Geld". Wie wahr! Gänzlich ins unverständlich beglotzte Marketing- Abseits manövriert sich, wer sage und schreibe zwei oder drei Jahre an einer Sache herumdoktert, gedeihen läßt, anstatt schnell zu vermarkten, sich Gedanken macht, anstatt Blitzumsätze zu ziehen. Zumal es - wie in diesem seltenen Fall - darum ging, einem parallel vorhandenen Klassiker nicht am Zeug zu flicken und trotzdem keine Hierarchien einzubetonieren. Wohl wissend, daß die Neuigkeit auch noch nach Jahren zufriedene Besitzer finden soll, genau so, wie es der mittlerweile angejahrte Klassiker seltsamerweise immer noch tut. Unter "Nouvelle Platine Verdier" mag man sich nun vorstellen, was man will, jedoch sicher nicht das Ableben der "Platine Verdier". Die Story begann vor einigen Jahren, als das enge Teamwork des deutschen Vertriebs mit Jean Constant Verdier in der naheliegenden Frage nach einer kleineren - und billigeren - Version der berühmten Platine mündete. Der Angesprochene hegte zunächst Bedenken;

 

die Zeit, so Verdier, spräche mehr und mehr gegen die Analogscheibe. Ein Irrtum, Gott sei Dank, denn mittlerweile ist sonnenklar, daß die Marktnische für den Plattenspieler fruchtbar ist, gleichzeitig den Hoffnungsschimmer für all jene darstellt, die noch Musik hören, ja zelebrieren, anstatt sie simpel zu konsumieren. Sorry - aber wer mit dem Erscheinen der CD seine Platten verramschte, der erinnerte den Autor dieser Zeilen stark an Leute, die nach dem Kauf eines PCs ihre Bücher wegschmissen. (Nur um sich dann meterweise mit Manuals eindecken zu müssen, die kein Mensch verstehtl. Wenn irgendwann einmal jede Information, jedes virtuelle - Buch, jede Sendung, die gesamte Musik oder sogar das geleaste Bild an der elektronischen Bildwand aus dem weltumspannenden Vermarktungsnetz "downgeloadet" und minutenwein se abgerechnet wird, dann werden wir uns wohl fragen müssen, an wessen Tropf wir eigentlich hängen. Aber das ist wohl eine ganz andere Diskussion. Wer allerdings über Dinge schreibt, die innerhalb der schweigenden Mehrheit als Anachronismen gelten, der endet zwangsläufig bei Kulturkritik...

Zurück zum Thema: Verdier änderte seine Meinung. Und machte sich Gedanken, ausgehend v on seiner festen Überzeugung, daß ein schwerer Plattenteller vonnöten sei. Damit tauchte sofort wieder das alte Lagerproblem auf, einleuchtend gelöst bei der Platine Verdier, deren 15-Kilo"Teller, horizontal praktisch reibungsfrei, auf einem Magnetfeld schwebt. Dazu muß man wissen, daß auch nach vielen Jahren noch standfeste, abnutzungsfreie Lagertechniken für schwere, sich möglichst total ruhig drehende Teile normalerweiseihren Preis haben; was für industrielle Anwendungen - beispielsweise Präzisions-Werkzeugmaschinen nur eine Frage des Einsatzes vorhandener Technologie ist, bleibt für den Normalverbraucher aber schlicht unerschwinglich.

 

Vor zwei Jahren schließlich wurde dann, sozusagen im Stillen und hinter vorgehaltener Hand, ein Laufwerk namens "Petite Verdier" präsentiert mit einem sogenannten " Öldrucklager", das locker imstande sein sollte, einen ähnlich schweren Teller wie beim Urmodell verschleißfrei zu tragen. Der Grund für die Zurückhaltung: abchecken, prüfen und w eiterentwickeln, mon deriert vom Auditorium-23-Chef Keith Aschenbrenner, der " schnelle" Produkte so scheut wie der Teufel das Weihwasser. Fakt ist: Lagertechnik und Laufwerk liefen quasi zwei Jahre im Dauertest, gestützt durch einen engen Dialog zwischen J.C. Verdier und deutschem Vertrieb, der in Eigenregie inzwischen wesentliche Teile fertigt und die Nouvelle Platine Verdier schließlich zusammenbaut. Am Schluß des gedeihlichen Teamw orks steht jetzt ein Laufwerk, dem man mit der Bezeichnung "Petite Verdier" bitteres Unrecht täte, kristallisierte sich doch letztlich ein eigenständiges Konzept mit ganz eigenen (klanglichen) Charakterzügen heraus. Fazit: Die Nouvelle Platine Verdier steht gleichberechtigt neben - und nicht unter - der legendären Platine Verdier.

Dreh- und Angelpunkt des neuen Konzeptes ist ein hydraulisches Lager. Der massive Aluminium-Riesenteller schwimmt dabei extrem reibungsarm auf einer Ölblase über der feststehenden Achse, die mit dem eigentlichen Chassis fest verbunden ist. Die seitliche Führung übernimmt wieder ein Ölfilm auf der 20 Millimeter durchmessenden Achse, die aus gehärtetem, präzisionsgeschliffenem Stahl besteht und schon aus der Platine bekannt ist. Darübergestülpt wird eine Art Büchse aus Verdiers spezieller Lagerlegierung, an deren unn terem Ende ein sogenannter ,,ORing" als Dichtung gegen den Öldruck fungiert, und an deren oberem Ende, in einem Hohlraum über der Achse, eine Ölblase entsteht. Sitzt dann der Teller auf der Lagerbüchse, drückt das Gewicht des Plattentellers die Lagerbüchse nach unten, die Ölblase gerät unter Druck und trägt schließlich verschleißfrei das Gewicht. Logischerweise hat diese Konstruktion einen deftigen Knackpunkt: Am unteren Ende der Lagerbüchse muß gegen hohen Öldruck abgedichtet werden, und zwar gegenüber der feststehenden Achse. Die verwendete Hochleistungsdichtung - als simpler O-Ring nicht ganz treffend beschrieben - dreht sich also mit dem Teller um die Achse und dichtet gleichzeitig ab. Kein Problem, werden technisch Versierte jetzt einwenden, Ähnliches geschieht ja in jedem Hydraulikzylinder. Ganz richtig - nur sollte unsere Dichtung ja auch noch möglichst leicht laufen, damit wir für den Plattenteller keinen ZweinPS-Motor brauchen. In der Praxis bleibt trotz ausgefuchster Dichtungstechnik natürlich eine winzige Restreibung übrig, die freilich höchst willkommen ist. Die beiden Stichworte dazu lauten: definiert bremsen. Erstaunt7 Wahrscheinlich schon. Weil es ja ein alter, beliebter Test bei schweren Plattentellern ist, anzuschubsen und vergnügt zu gucken, wie verteufelt lange sich das Ding dreht. Genauer überlegt, sieht die Sache freilich ganz anders aus: Eine gewisse Vorbelastung stabilisiert den Lauf des Motors, der sich bei einem einmal hochgedrehten, sehr schweren Plattenteller durch die wirkende Massenträgheit ansonsten ja nur noch um die Aufrechterhaltung der Drehzahl kümmern muß, quasi nicht mehr unter Last läuft und so anfällig für Polruckeln, Lagerspiel oder ähnlichen Unfug ist. Zudem wirken sich auch Spannungsänderungen im Antriebsriemen oder String negativ aus. Kurz - und zugegebenermaßen etwas vereinfacht - auf einen Nenner gebracht: Das fast unbelastete System aus Teller, Motor und Antriebsriemen funktioniert nicht so stabil wie eine definiert belastete Konfiguration, die den Antrieb unter konstanten Lastbedingungen hält. Was wir darüber hinaus vor uns haben, ist ein Plattenspieler, der so einfach strukturiert, so reduziert, so funktional wie nur irgend möglich ist und damit der "großen" Platine konzeptuell folgt; Design in Form eigentlich unnötiger optischer Accessoires findet schlicht nicht statt.

 

Ob diese simple Maschine zum Abspielen schw arzer Scheiben gut aussieht, ist also letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Einziges Zugeständnis an letzteren ist die Holzzarge, die wahlweise in Esche natur, schwarz oder grün furniert angeboten wird; das Furnier ist besonders dick, die Zarge selbst besteht aus mehrschichtigem Holz, genauer gesagt handelt es sich um "American Plywood" und ganz bewußt nicht um MDF. Bedeutend mehr Stoff für heiße Diskussionen dürfte da schon ein Material bieten, aus dem hier sowohl die Achsaufnahme unterhalb der Zarge als auch die Tonarmbasis gefertigt sind: Es handelt sich nämlich um eine Bronzelegierung. Und, ganzrichtig, aus Bronze gießt man auch Glocken. Nichtsdestotrotz tut sich hier ein ganzes Universum erstaunlicher (klanglicher) Synergieeffekte auf, eingeschränkt durch den auch von Auditorium 23 bestätigten Umstand, daß sich die Bronzebasis womöglich nicht mit jedem Tonabnehmer verträgt. Apropos: Die in praktisch jedem Winkel montierbare Basis erlaubt durch den halbkreisförmigen Ausschnitt in der Zarge die Montage "kurzer" und "langer" Tonarme jeder Couleur. Abgesehen v on der serienmäßig mit SME-Bohrung gelieferten Standardbasis sind selbstverständlich ungebohrte Bronze-Basisplatten erhältlich, die nach dem Aufschrauben völlig ruhig werden und eben nicht mehr den feinen "Bronzeton" von sich geben. Um die Bronzegeschichte auf die Spitze zu treiben, besteht sogar die durch die Zarge hindurchreichende Befestigungsschraube der Tonarmbasis aus diesem Material.

Ebenfalls auf einer kleinen Holzzarge steht die externe Motoreinheit mit ihrem supersoliden Metallgehäuse. Trotz kleinerer Abmessungen als bei der Platine Verdier werkelt hier unter der Ägide einer geregelten Spannungsversorgung der gleiche Philips-Motor, laut J.C.Verdier "ein Meisterwerk", an dessen Qualitäten nicht zu rütteln sei. Pikantes Detail am Rande: Exakt dieser Motor treibt auch eine andere Laufwerkslegende an: den Linn LPn1Z. Und - wieder äußerst spartanisch - ein simpler Kippschalter zum Ein- und Ausschalten, L-lazu ein Minischalter zur Geschwindigkeitswahl plus zwei Drehknöpfe für präzise Drehzahl, die, wohlgemerkt bei aufgelegter Platte und Tonabnehmer, anfangs mit Hilfe einer Stroboskopscheibe einzuregulieren ist.

 

Bezüglich des Antriebsstrings eröffnet sich eine riesige "Tuning" Spielwiese - lang oder kurz, straff gespannt oder lockerer, simpler Faden oder Kunststoffstring, und so weiter, und so weiter. Alle Varianten bergen natürlich feine klanglinche Unterschiede in sich, die der stolze Besitzer frohgemut - oder genervt - durchprobieren kann. Wer seine Ruhe haben und in erster Linie Musik hören will, gibt sich mit dem mitgelieferten, hauchzarten Kunststoffaden zufrieden. Nur zwei Möglichkeiten stehen dagegen bei den drei Federfüssen unter der Zarge zur Verfügung, die exakt jenen der Platine Verdier entsprechen. Seiner Art der Entkopplung des Laufwerks hatte J.C. Verdier nämlich nichts hinzuzufügen: Ein durch kleine Öffnungen definiert entweichendes Luftvolumen im Teamwork mit konischen Spiralfedern realisiert hier eine Art Stoßdämpferlösung. Zwei verschiedene Dreier-Sätze Beilagscheiben, äußerst einfach montierbar, erlauben dabei die Wahl zwischen härterer und weicherer Federung. Je nach Aufstellungsort der Nouvelle Platine - bevorzugt auf sehr schweren "Möbeln", also massereiche Tische oder ein simpler U -Betonn Stein - sind beide Möglichkeiten einen Versuch wert. Daß die Geschichte gut funktioniert, erweist sich beim Antippen des Laufwerks, das sich innerhalb einer Schwingung sofort wieder zum Stillstand beruhigt. Äußerst simpel: Die Höhenverstellung der drei Füße erfolgt über Gewinde in den zvlindrischen Aluminumfüßen. Untergesetzte Spikes sind hier übrigens nicht serienmäßig vorgesehen und fallen damit ebenfalls unter die Experimentierfreude des Benutzers.

 

Noch etwas: Wer Plattenspieler dieses Kalibers mit Hilfe irgendeiner Konstruktion - das Angebot ist hier ja vielfältig - an die Wand hängemöchte, sollte sich das Gesamtgewicht vergegenwärtigen und Spezialdübelsets verwenden.

Wie man nun in der (Hörn)Praxis an ein solches Laufwerk herangeht, oder besser: sich forschend annähert, ist schon eine kleine Diskussion wert. Zumal bereits die Ausgangskonfiguration - String, Motor, Federung, Plattenmatte, Unterbau - mehr als genug Variable bietet, das Ganze schließlich noch stark determiniert durch Tonarm und Tonabnehmer. Die inzwischen mehr als acht Jahre währende Erfahrung des Autors mit der Platine Verdier offenbarte nämlich, daß die Schlußfolgerung, der Einsatz einer hinlänglich bekannten Arm- l Systemkombination werde schon genug Rückschlüsse auf den Klang des Laufwerks zulassen, vielleicht ein klein wenig zu einfach ist, der Komplexität der Vorgänge nicht vollständig gerecht wird. In sich geschlossene (Plattenspieler") Systen me ein und desselben Herstellers bergen ja bekanntermaßen weit weniger Risiko, "im Wald" zu landen. Ein zugegebenermaßen etwas hinkender Vergleich ist beispielsweise ein Formel-l-Auto, das für jeden Kurs neu fein abgestimmt werden muß, um die beste Performance zu erreichen. Die Änderung nur eines Parameters diktiert eine ganze Reihe von Folgemaßnahmen, urO alles wieder ins Lot zu bringen. azu nur ein Beispiel : Allein schon der Austausch einer Aluminium-Tonarmbasis gegen ein Bronze-Exemplar vermochte die Klangcharakteristik ein und derselben Tonarm- l Tonaßnehmerkombi so irritierend zum Positiven hin zu verschieben, daß nur Erstaunen übrigblieb; sich an vermeintlich stabilen Faktoren festzuhalten, ist demzufolge nicht mehr möglich. Was übrigbleibt, sind möglichst viele - zeitraubende Experimente, die, soviel sei jetzt schon verraten, auf ein weiteres Husarenstück von J.C. Verdier schließen lassen. Mehr dazu und natürlich auch die abschließende Beurteilung folgen daher im nächsten image hifi.

 

 

 

From Image Hifi - Januar/Februar 98 Nummer 19

Lassen sie uns eingangs des zweitens Teils der Verdier Geschichte noch über etwas ganz wichtiges reden. Es geht - ganz allgemein - um die Beurteilung von Laufwerken. Das Problem : Zahlreiche Faktoren determinieren die Ergebnisse. Es ist deshalb gar nicht so einfach, zum Eigenklang eines Plattenspielers vorzudringen.

Bekanntermaßen wirken sich ja schon die unterbauten (leichte order schwere tische, wandhalterungen, Holz, Granit, Glas oder was auch immer) recht stark auf den Klang aus. Wo in einem Raum das Laufwerk steht, ist nicht minder wichtig. Wie kräftig regt Luftschall den Plattenspieler an ? Falls wir es zudem mit einem offenen Laufwerk, das die Montage diverser, grundverschiedener Tonarme ermöglicht, müssen wir uns auch nach möglichen Interaktionen zwischen Arm und Plattenspieler fragen. Läßt das Laufwerk obendrein noch Varianten (Federungsjustage, verschiedene Armbasen, Plattenmatten, Antriebsstrings, und so weiter) zu, dann befinden wir uns schnell sozuzagen im Wald. Wer überdies auch schon einmal den Klangunterschied zwischen ein und demselben MC-Tonabnehmer bei 20 und 25 Grad Raumtemperatur gehört hat, der weiß,daß das Dikicht sich verändernder Randbedingungen klare Wertungen fast unmöglich macht, diese zumindest extrem erschwert. Mir persönlich erschenen schier einbetoniert Urteile über diesen oder jenen Plattendreher deshalb all atwas suspekt, zumal - realistisch betrachtet - der persönlich Geschmack Differenzen bei der Einstufung bestimmter Klangeigenschaften herbeifïhrt. Im der praxis wird es wohl immer so laufen, daß ein hochkarätiges Laufwerk die Basis für jene klangeigenschaften darstellt, die sein Besitzer schließlich durch gezielte Beeinflussung von Parametern und natürlich durch die Wahl von Arm und Abtaster herbeiführt.

Wie stark sich dabei der bastelund Modifikationstrieb des Benutzers letztlich auswirken kann, wurde mir schon anhand der "großen" Platine Verdier nachhaltig klar,die ich in einigen eher unbeholfenen Konstellationen nicht einmal mehr wiedererkannte ...

Der vernünftigste Rat, den ich Ihnen in diesem Zusammenhang zu geben vermag, ist einfach : Gegen sie nur Schritt für Schritt vor, und lassen Sie eine einmal vorgenommene Veränderung möglichst lange uaf sich einwirken.

 

Auch bei der Nouvelle Platine Verdier ist der Betreiber zumächst gut damit beraten, das Laufwerk im Auslieferungszustand zu belassen und Experiemnte mit Matten und Antriebsstrings auf eine späteren Zeitpunkt zu verschieben. Ein erwähnenswerter Vorteil des Konzept ist schlicht Einfachheit. Abgesehen von der Tonarmmontage steht die Verdier in spätestens zehn Minuten. Eine superleichte Wasserwaage oder eine Dosenlibelle auf dem blanken aluminiumteller helfen dabei; zusätzlich nötig ist nur eine Stroboskopscheibe, um die Geschwindigkeit nach etwa 15 Laufmiten präzise zu justieren. Wichtig : Auch die Motoreinheit ist genau "ins Wasser" zu stellen. Den Antriebsfaden zwischen motor und teller sollte man übrigens relativ straff spannen. Wer den Motor zwei Meter weiter positioniert, tut sich weder klanglich noch ergonomisch einen gefallen.
Faustregel : Die maximale Entfernung kennzeichnet der ausgestreckte Arm; weniger Abstand, womöglich dicht am Laufwerk, ist kein Problem.

Die schon im ersten Teil dieser Geschichte erwähnten Bronze-Tonarm-basen sind ein kapitel für sich. Der tiefere Grund für die Verwendung dieses Materials ist nicht nur seine sicherlich vibrationshemmend wirkende Masse, sondern eigentlich ein Synergieeffekt.

Es scheint nämlich, als würde die Bronze bestimmte Eigenschaften eines Tonabnehmers zum Positiven hin verstärken. Ein Beispiel : Bei dem zwarsehr dynamischen, baßfesten und spielfreudigen, aber nicht gerade analytischen Denon DL103 im 3012er SME-Arm zauberte die Bronze-Tonarmbasis deutlich nehr Farbe, mehr Hochtonanteile herbei, die Transparenz erfuhr so eine merkliche steigerung. Da es sich bei dieser auch mit andren Abtastern (SPU, AT-ML 180) nachvollziehbaren Verânderung ganz offenbar um einen Synergieeffekt handelt, könnte die Geschichte im Einzelfall auch ins Gegenteil umschlagen.
Sorgen machte uns daher die geplante Kombination Platine Verdier l Linn Ekos l Linn Arkiv, zumal Linn-Kenner eindeutig Aluminiumbasen favorisieren und für eine knallharte Ankopp lung an das Chassis plädieren. Die neben einer Stahlnbusschraube wahlweise einsetzbare Bronze-Befestigungsschraube der Verdier-Tonarm-basis sowie der zwischen Basis und Chassis angeordnete Dämpfungsring schienen hier folglich nicht so ganz ins Konzept zu passen. Allerdings stellten sich diese Bedenken später als unbegründet heraus. Notfalls kann freilich, so Auditorium 23-Chef Keith Aschenbrenner, auf eine Aluminium Tonarmbasis ausgewichen werden.

Wer sich letztlich dazu durchringt, mit zwei naheliegenden "erogenen" Zonen dieses Laufwerks - Antriebs- string und Plattenmatte - zu experimentieren, der sollte sich eines Hilfsmittels bedienen, das in jedem Plattenschrank steht. Ein Klavierstück mit hart angeschlagenem, dann lang ausklingendem Ton erleichert die Beurteilung, ob der Antriebsfaden tauglich, korrekt geknotet und gespannt ist. Minimale, aber hörbare Gleichlaufschwankungen, verursacht von einem rutschenden string, sind so einfach feststellbar. Und bezüglich des Fadens selbst würden Sie staunen, wie deutlich sich dieses eigentlich simple Teilchen auf Timing und Rhythmus auswirkt. Noch etwas: Wer in Näherei- und Angler-Fachgeschäften zugibt, zu welchem Zweck er die Regale absucht, riskiert einen Anruf bei den freundlichen Herren mit den weißen Turnschuhen, die für solche Fälle sehr stabile Jacken bereithalten... Was nun die Plattenmatte betrifft, so sollte man seine Ohren spitzen, während der Tonabnehmer die Leerrillen einer neuwertigen Schallplatte passiert. Abgesehen vom Nadelschliff, der in bezug auf das Laufgeräusch als hauptverantwortlicher Verursacher gelten muß, mischen sich hier noch zwei Faktoren ein: Wirklich durchdachte Laufwerke scheinen das Laufgeräusch zu verringern. Und die Tellerauflage tut ein übriges; es gibt nämlich ,,1autere" und ,,1eisere" Matten, die überdies auch den schon erwähnten Klavieranschlag festigen oder irgendwie "aufweichen".

 

Sich mit all dem nicht abgeben zu wollen, sich einfach nur für einen gut en Plattenspieler zu interessieren, ist selbstredend völlig legitim. Also lassen wir die Kirche mal im Dorf. Halten wir es mit demjenigen, der mir auf die Frage, ob er denn bei seinem Auto mal nach dem Öl gesehen habe, antwortete, er gehe davon aus, daß sich der stuttgarter Hersteller schon darum gekümmert habe. Soll heißen: Auch bei der Nouvelle Platine Verdier hat sich schon jemand darum gekümmert. Intensiv sogar, wenn Sie auf meine Meinung dazu Wert legen. Wohlgemerkt, ohne dabei gleich den Weg für eigene Experimente zu ver mauern.

Kommentar dirk sommer

Wenn es um die Flatine Verdier geht, bin ich einfach voreingenommen. Denn ich hatte vor nicht allzu langer Zeit über einige Monate hin Gelegenheit, ausführlich mit diesem soliden Stück Feinmechanik zu arbeiten. Egal ob mit dem traditionsreichen langen SME plus SFU oder dem moderneren Wheaton Triplanar 1V nebst van den Hul Grasshopper 1V GLA, die Flatine verhalf den so verschiedenen Tonarmen zu absolut überzeugendem Klang. Und dabei habe ich damals mit einem Laufwerk ganz nah am Auslieferungszustand gehört. Beim ständigen Tonarm- und Systemwechsel hätten es sich einfach nicht gelohnt, des Kollegen Kraft zahlreichen Tips und Tricks zum Klangtuning zu folgen. Denn letztendlich macht eine solche Feinarbeit nur bei einer gegebenen Arm l System-Kombination Sinn. Aber, wie gesagt, selbst ohne den letzten Schliff hat mich die Platine Verdier völlig überzeugt. Und daß ich prinzipiell Masselaufwerke Subchassiskonstruktionen vorziehe, habe ich auch nie verschwiegen. Kein Wunder also, daß sich meine Sympathie für den Klassiker schon beim ersten Anblick auf die Nouvelle Platine Verdier überträgt. Denn auch sie verströmt die Aura soliden Maschinenbaus. Zudem sorgt die Holzbasis im Vergleich zum Kunststein des großen Modells für eine bessere Verträglichkeit mit dem Wohnumfeld. Die optische Harmonie wird nur durch den - wie ich finde - unschönen Kontrast zwischen dem Aluminium des Tellers und der Bronzebasis gestört. Auf dieser war beim Testmodell ein Linn Ekos samt Arkiv - hier in der alten Version und vom Gehäuse befreit - montiert. Und auch bei der Entzerrung blieb's bei Bewährtem, dem Linto. Bei der Aufstellung konnte ich in meinem Hörraum der Empfehlung des Kollegen - "die Nouvelle Platine bevorzugt schwere Möbel" - allerdings nicht ganz folgen. Das Laufwerk fand ein Plätzchen auf dem oberen Board des Pagode-Racks von Finite Elemente, stand also wie gefordert auf Holz, jedoch auf einer leichten MDF-Platte, die aber weitestgehend von äußeren Schwingungen entkoppelt ist.

Dem klanglichen Ergebnis nach zu urteilen, fühlt sich die Nouvelle Platine hier aber äußerst wohl. Das Trio von Linn kann mit seinen bekannten Vorzügen glänzen: Es musiziert vom ersten Ton an rhythmisch packend, verschweigt keinerlei Details, und be geistert mit einem abgrundtiefen, blitzsauberen Baß. Unbestritten hat die Nouvelle Platine gerade hieran einen beträchtlichen Anteil. Den zu quantifizieren, erscheint mir aber ohne direkten Vergleich mit einem anderen, identisch bestückten Spitzenlaufwerk unmöglich. Von der Mär, daß Linn_Komponenten am besten in firmeneigener Umgebung musizieren, darf man nach den Erfahrungen mit Ekos und Arkiv auf der Nouvelle Platine getrost Abstand nehmen. Selten habe ich beispielsweise "God Bless The Child" in der Fassung von Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette, "Standards Vol. 1", mit so perfektem Timing gehört. Dabei wirkt der Rhythmus aber nie überakzentuiert, der musikalische Fluß wird nicht unterbrochen. Das französischlschottische Gespann vermittelt eine konkrete Vorstellung des Aufnahmeortes und rückt vor allem die Spielfreude der Musiker in den Mittelpunkt. Aber auch diejenigen, denen es gelingt, ihre Aufmerksamkeit von der fesselnden musikalischen Darbietung auf schnöde HiFi-Kriterien zu lenken, werden hier nicht enttäuscht. Die Platine und das Linn-Trio spielen tonal ausgewogen, bieten eine Fülle von Feininformationen und zeichnen, wenn es die Platte denn verlangt, eine weit ausgedehnte Bühne. Die Raumabbildung erweist sich auch bei hohen Pegeln als absolut stabil. Nach meinen Erfahrungen mit der alten Platine hat es mich eigentlich nicht sehr überrascht, daß auch die Nouvelle Platine bestens mit modernen Arm l SystemnKombinationen zurecht kommt. Und daß sie mit SME 3012 und Co. aufs Feinste harmoniert, davon wird Ihnen ganz bestimmt ein gewissser Kollege ausgiebig vorschwärmen ...

Kommentar roland kraft

ach einer ganzen Reihe von Jahren, die ich mit der "großen" Platine Verdier verbracht habe, stimmte mich das Erscheinen der Nouvelle Platine natürlich erst mal skeptisch. Abgespeckt ? Sozusagen bergab designed, mit dem dicken Rotstift in der Hand? Sorry, schief gewickelt, Jean Constant Verdier sträflich unterschätzt. Was wir hier stehen haben, ist ein Laufwerk, das einige Dinge besser kann als sein magnetgelagerter Namensvetter. Der mittlerweile fast doppelt so teuer ist. Basta, Punkt. Und trotzdem: Der alten Legende das Wasser vollends abzugraben, war nicht drin, konnte wohl auch nicht drin sein. Freuen kann ich mich an den klanglichen Eigenschaften beider Laufwerkskreationen, die zwar verwandte, aber dennoch verschiedene Charaktere repräsentieren. Zufrieden leben könnte ich mit beiden, weil beide ad hoc hingestellt bereits meine Ansprüche befriedigen, trotzdem aber hie und da noch genug kreativen Freiraum lassen, um zu "trimmen", um zur ganz persönlichen Feinabstimmung zu kommen. La Nouvelle Platine Verdier bietet den mächtigen, soliden Klang eines Massekonzeptes. Und sie bleibt dabei quicklebendig, akzentuiert, pflegt innere Harmonie, ohne gleich in die übertriebene Analytik, in die seelenlose Reproduktion abzugleiten. Hin und wieder sogar einen winzigen Tick schneller als die "große" Verdier, baut sich ein Baßfundament auf, dem stoische Ruhe zu eigen ist, gepaart mit schwingender, vibrierender Eleganz. Dem manchmal unglaublichen Nachdruck, der völlig bruchlosen Homogenität der mittlerweile fast 18 Jahre alten, magnetgelagerten Konstruktion setzt das neue Konzept etwas quirligere Agilität entgegen, ohne dabei gleich nervös zu wirken, den Bogen in Richtung Hektik zu überspannen.

Die alte Geheimtip-Kombi - SME 3012 mit stahllager plus Preisbrecher Denon DLl03 - läuft mit Hilfe der Bronzebasis zu neuer, klangfarbenreicher Form auf; der knackige, voluminöse Baß des japanischen Profiabtasters findet zudem in der exemplarischen Laufruhe der Öllagerung die richtige Unterstützung. Selbst wenn's mal richtig dick kommt, bewahrt das Laufwerk herausragende räumliche stabilität, überdies beweist auch dieser Plattendreher, daß schieres Tellergewicht mehr Immunität gegen Luftschall-Beeinflussung herbeiführt. Nicht minder faszinierend : die Komnbination mit Linn Ekos und Linn Arkiv Ganz ehrlich: Wer sich mit dem Sondek nicht anzufreunden vermag, macht womöglich einen Fehler, wenn er auch die Tonabnehmer der schottischen Manufaktur links liegen läßt. "Klangphilosophisch" ist das Arkiv gar nicht mal so weit von der Ortofon SPU- und Denon-Fraktion weg wie ein paar zumeist superteure, superanalytische Modeabtaster, die ihrem Zuhörer frohgemut jedes Fremdatom in der Rille förmlich um die Ohren schlagen.

Mit robustem, präzisem Baß und seiner überschäumenden Spielfreude zauberte das Arkiv hier sogar ein Lächeln in die Gesichter beinharter Linn-Freaks, die in jedem "Fremd" Laufwerk normalerweise einen Stilbruch kontinentalen Ausmaßes sehen. Im Grundtonbereich, dort, wo bei vielen Plattenspielern ein gefährliches Loch in Form zu schlanker, wenig energiereicher Wiedergabe auftaucht, steht die Verdier ihrem großen Vorbild in nichts nach. Substanz und Fülle, unbedingt notwendig für die Glaubhaftigkeit des Gehörten, sind reichlich vorhanden; übrigens steckt genau hier ein klanglicher "Knackpunkt", an dem ein guter Plattenspieler jeden Tonabnehmer unterstützt.

Und, noch wichtiger, sie marschiert - das Timing stimmt, jeder Ton, jeder Akzent sitzt hundertpronzentig dort, wo er hingehört. Ein itüpfelchen, das sich mit allen Arm/Systemkombis bemerkbar machen sollte. Mein Fazit: Daß die Nouvelle Platine wieder das Zeug zum Klassiker hat, steht außer Frage.

 

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